Zauberer Der Zauberer und der Schmetterling


Schmetterling Es war einmal….. Vor nicht allzu langer Zeit gab es eine Schmetterlingsdame namens Papilly, die flog den ganzen Tag mit ihrer Familie und ihren Freunden über Felder und durch die Wälder. Es waren viele Schmetterlinge und wie in jeder Familie gab es welche darunter mit einem gutem reinen Herzen und welche mit bösem Herzen, voller Neid und Missgunst. Man konnte sie genau erkennen, wenn sie sich labten. Die Guten nahmen die Schwächeren an die Hand und halfen ihnen, während die bösen sich einfach nur vordrängelten und sich nahmen was sie brauchten ohne Rücksicht auf Andere. Aber keiner machte sich große Gedanken darüber, so waren sie nun mal, so war es normal. Morgens nach dem Aufstehen flatterten sie los, zwischendurch eine kleine Nektarpause und sie flatterten weiter und weiter, bis es am Abend dunkel wurde. Wenn es mal regnete versteckten sie sich unter einem Blatt, warteten ab, bis sie weiter flattern konnten. So ging es tagein tagaus.


Aber je länger es so ging und je öfter sie am Abend zur Ruhe fanden, desto öfter machte sich Papilly so ihre Gedanken. Sie wusste nicht warum aber sie war nicht glücklich. Sie fragte sich: „Warum schaut keiner von meinen Kameraden mal ein wenig, warum sehen sie nicht die Schönheit der Blumen? Warum spüren sie nicht, was ich spüre? Warum schmerzt es sie nicht, wenn sie den Neid bei den Kameraden sehen und die Missgunst, warum erfreuen sie sich nicht an den reinen Herzen der Anderen?“ Und da begann sie die anderen Schmetterlinge zu fragen. „Sag mal, gefällt Euch eigentlich, was wir hier machen?“ Die anderen sahen sie verständnislos an. „Darüber haben wir noch nicht  nachgedacht, so ist unser Leben eben, das ist uns so vorbestimmt, so leben Schmetterlinge nun mal.“ Sprachen es aus und flatterten wieder los.


 Papilly war unglücklich! Die anderen verstanden sie nicht. Vielleicht konnte sie es ihnen auch einfach nicht vermitteln. Oder war sie anders als die Anderen? Sie grübelte und grübelte aber sie fand keine Lösung. Sie wollte mehr, sie wollte dass die Anderen sehen was sie sah, fühlten was sie fühlte….aber die Anderen machten sich keine Gedanken.


So verging ein Tag nach dem nächsten. Papilly flatterte weiter mit den anderen Schmetterlingen mit, die Tag verliefen immer gleich, nichts was sie erhellte oder änderte. Aber eines Tages, sie waren schon eine gute Weile unterwegs, da begegnete ihnen im Wald ein Zauberer. Das konnte man natürlich nicht gleich sehen, er sah aus wie ein Mensch, nicht so wie in Märchenbüchern immer beschrieben mit wallendem Umhang und Zauberhut, nein eben unauffällig wie jeder andere Mensch wanderte er auf dem Waldweg daher. Die Schmetterlinge nahmen sofort reiß aus, hatten sie doch schon so viele schlechte Erfahrungen mit den Menschen gemacht. Da gab es Buben, die hielten sie an den Flügeln fest und andere die fingen sie mit Netzen und spießten sie auf um sie hinter Glas zu stecken. Sie versteckten sich in einem Strauch am Wegesrand und wollten warten, bis die Luft wieder rein ist. Aber der Zauberer machte Pause und Papilly  wusste nicht warum, aber sie hatte keine Angst. Obwohl sie den Menschen erst vor kurzem knapp entkommen war, schon so schlechte Erfahrungen gemacht hatte, spürte sie keine Angst. Es war eher Neugierde. Und trotz der Warnung der Anderen flog sie zu ihn, um flatterte ihn und schaute ihn sich aus der Nähe an. „Er hat schöne warme Augen“ dachte sie „er kann nicht böse sein“. Und so setzte sie sich auf seine Schulter, sah ihn an und sagte: „Hallo, wer bist Du denn?“ „Ich bin ein Zauberer und wandere ziellos durch den Wald.“ sagte er. Sie unterhielten sich ein wenig, es war magisch, Papilly merkte wie ihr warm ums Herz wurde, sie Vertrauen fasste, sein Licht erhellte ihre Seele. Aber dann musste Papilly los, die anderen warteten schon auf sie, sie wollten weiter. Sie verabschiedete sich und sie nahmen den Tag wieder auf.


Am Abend konnte Papilly nicht schlafen. Sie dachte über den Zauberer nach. Er hatte etwas, das sie gefesselt hat, sie wusste nicht was. Und so schlich sie sich von den Anderen fort, und obwohl es längst dunkel war, flog sie los um den Zauberer zu suchen. Nicht weit fand sie ihn, setzte sich wieder zu ihm und schaute ihn an. „Hallo Schmetterling, ich habe schon auf Dich gewartet!“ sagte er. „Woher wusstest Du, dass ich kommen würde?“ fragte Papilly „Ich wusste es eben, ich habe gespürt, dass Du genau wie ich auf der Suche bist“, sagte der Zauberer. „Auf der Suche?“ fragte Papilly, nach was den?“ „Nach Liebe und Geborgenheit“ flüsterte der Zauberer. Papilly fiel es wie Schuppen von den Augen. Sie unterhielten sich die ganze Nacht, der Zauberer hielt sie sanft in seinen großen Händen, sie hatte keine Angst zerdrückt zu werden, sie fühlte sich sicher. Er verstand sie, er hörte ihr zu, nahm sie ernst, gab ihr das Gefühl geliebt zu werden, er zeigte es ihr immer und immer wieder, durch kleine Gesten, Zärtlichkeiten und Worte. Und sie war glücklich.
In den Tagen darauf wartete Papilly jeden Tag nur auf eine Gelegenheit, unbemerkt von der Gruppe weg zu kommen. Sie hatte Sehnsucht nach ihrem Zauberer, wollte seine Nähe spüren, die Gespräche mit ihm führen, die ihr so gut taten, wollte sein Verständnis und seine Liebe in seinen Augen sehen. Und immer, wenn sich eine Gelegenheit ergab, flog sie zu ihm, er wartete schon auf sie. Es war schon komisch, ein Schmetterling und ein Zauberer, ein ungleiches Paar, etwas was nicht sein kann, weil nicht sein darf und trotzdem waren beide glücklich. Und sie nutzten die Stunden, die sie hatten und alles war gut.


Nun ist es auch bei Zauberern so, wie bei den Menschen. Es gibt gute und böse. Der Zauberer, den Papilly so lieb gewonnen hatte, war ein Guter. Ein warmes Herz. Aber es gibt auch Andere, welche die hart sind, keine Gefühle haben und es den Guten neiden, dass sie fühlen können. Die nicht ertragen können, dass Andere die Liebe spüren können und sie nicht. Diese Härte macht sie stark, Gefühle schwächen und machen verwundbar. So einem Bösen begegnete der Zauberer eines Tages und ohne, dass er es selbst bemerkte, vereiste dieser sein Herz, nahm ihm sein Licht aus der Seele, nahm ihm seine Gefühle…..


Als Papilly am Abend zu ihrem Zauberer kam, merkte sie die Veränderung erst nicht. Aber er war nicht wie sonst. Er lachte sie aus, wegen ihrer Gefühle. Sagte zu ihr: „Was erwartest Du? Du bist ein Schmetterling, Ihr habt keine Gefühle, lege Dein Selbstmitleid ab und akzeptiere Dein Leben! Ihr seid bunt und schön anzuschauen, das ist Eure Bestimmung“ Seine Augen waren eiskalt und Papilly verstand nicht was los war. Traurig flog sie zurück zu den Anderen. Aber sie vermisste ihren Zauberer und am nächsten Abend machte sie sich wieder auf den Weg zu ihm. Aber er hatte nicht wie sonst auf sie gewartet, sie musste weit fliegen, weil er weiter gegangen war. Und als sie bei ihm ankam, mit ihrer Kraft ziemlich am Ende, ließ er sie nicht rasten und schickte sie wieder weg. Keine Liebe kam mehr von ihm, keine Gesten der Zärtlichkeit und Liebe, keine Geborgenheit… nur Kälte, er ließ sie nur noch seine dunkle Seite sehen.
Bevor Papilly sich auf den Weg zurück zu den Anderen machte, fragte sie ihn traurig: „Zauberer, was ist nur mit Dir?““Mein Herz wurde versteinert, gib mir Zeit, ich werde alles versuchen mein Herz wieder zu finden.“ Traurig flog sie zurück zu den Anderen. Sie wollte ihm die Zeit geben, er würde schon zurück kommen, er würde es sicher schaffen, bestimmt würde er sie bald wieder zu sich holen. Er war ja auch glücklich gewesen, das kann er doch nicht alles vergessen haben. Und Abend für Abend wartete sie auf ein Zeichen von ihm, aber es kam nicht. Wenn die Sehnsucht zu groß wurde, flog sie zu ihm, der Weg wurde immer weiter, sie schaffte ihn kaum noch, sie versuchte ihn mit ihrer Liebe zurück zu gewinnen, aber der Zauberer konnte ihr keine mehr zeigen. Stattdessen verletzte er sie immer öfter, stieß sie von sich, konnte ihre Liebe nicht ertragen, wurde böse, nur Kälte ging von ihm aus. Eines Tages sagte er dann zu ihr: „Du kannst weiter kommen, wenn Du es möchtest aber ich kann Dir nicht mehr geben, was Du suchst. Ich habe weder die Zeit noch das Bedürfnis danach, ich brauche keine Gefühle mehr. Gefühle machen schwach und verwundbar, ich will die Stärke und Härte leben. Und selbst, wenn tief in mir drin noch Gefühle für Dich schlummern, werde ich sie Dir nie mehr zeigen!“


Da traf es Papilly wie der Blitz, die Erkenntnis überkam sie und ein kaum auszuhaltender Schmerz ergriff ihr Herz. Ihren Zauberer, den gab es nicht mehr. Den Zauberer, den sie so liebte, er war gegangen und er kommt nicht mehr zurück. Sie hat nicht die Macht ihn wieder zu holen, er müsste es selbst wollen, denn das Herz und die Liebe sind die stärkste Macht auf Erden, sie schaffen alles. Aber er hat zu viel Angst schwach und verwundbar zu sein, Angst vor ihr, sie könnte ihn verletzen…, nicht das Vertrauen in die Liebe, die alles möglich macht. Nicht das Vertrauen auf Papilly, die ihn doch nie fallen lassen würde…..


Papilly fliegt wieder mit den Anderen, tagein tagaus. Manchmal hat sie kaum die Kraft die Tage durchzuhalten, so schwer ist ihr Herz vor Sehnsucht nach ihrem Zauberer, vor Einsamkeit. Sie ist unglücklicher als vorher, traurig. Ihr Herz ist verletzt, es wird lange dauern um zu heilen. Und trotz allem schaut sie jeden Abend, schaut jeden Abend ob ihr Zauberer sie nicht sucht…….


Sie wird die Liebe nie mehr suchen können, denn sie würde immer Angst vor dem bösen Zauberer haben, der ihr alles wieder weg nimmt…


Und der Winter naht….


Stefanie Krüger 06.01.09 10:00 Uhr

Wikipedia: Das altgriechische Wort für Schmetterling war ψυχή psyche, gleichbedeutend mit „Hauch, Atem, Seele“.